Alte Wunden

 

Im Laufe unseres Lebens werden wir immer wieder im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen verletzt. Dadurch entstehen manchmal sehr tiefe Wunden, die zwar nicht für jeden ersichtlich sind; aber in bestimmten Situationen "angetriggert" werden  - sodass wir heftige Gefühle verspüren und tief berührt sind.

 

 

Wenn man die Situation sachlich aus der Ferne betrachtet, erscheint sie gar nicht so schlimm.

Vielleicht würde man sagen : Ach das ist doch völlig normal, was da passiert ist. Sowas kommt in den besten Familien und Beziehungen vor. 

 

Aber - es macht uns dann sehr zu schaffen - mehr als es eigentlich sollte..

Ich sage in solchen Situationen immer zu meinen Klienten : Da ist irgendetwas "Altes im Spiel"

Ein altes Gefühl, das wir vielleicht sogar schon aus der Kindheit kennen.

 

Folgende Situation könnte z.B. passiert sein : Antje erzählt ihrer Freundin Andrea folgendes : Wenn mein Mann nach einem Konflikt nicht mehr mit mir spricht und mich links liegen lässt - dann erinnert mich das daran, wie das früher war. Wenn ich als Kind etwas ausgefressen hatte, dann konnte es passieren, dass ich mit meiner Mutter reden wollte - Sie ließ mich aber links liegen und zappeln. Das dauerte manchmal Tage. Es war für mich als Kind unendlich schwer auszuhalten ; entsprechend leide ich heute immer wahnsinnig, wenn mein Mann nicht mit mir redet, obwohl es mir so wichtig wäre.... "

 

Wie können wir heute damit umgehen, wenn wir in einer solchen Situation merken, dass ein

"altes Gefühl" betroffen ist ?

 

1. Zunächst müssen wir es wahrnehmen und als solches entlarven. Manchmal ist der Anteil

der heutigen Situation nur zu einem Bruchteil verantwortlich für unser Gefühl.

 

2. Wenn wir spüren, die Situation macht uns heute nur so zu schaffen, weil wir als Kind so sehr darunter gelitten haben - dann verliert sie schon ein bisschen an Gewicht.

Wir können vielleicht sogar das innere Kind  "in den Arm nehmen und trösten" wenn wir einen

Zugang zu ihm haben.

 

3. Wichtig ist im nächsten Schritt, dass wir die Verantwortung für unsere Gefühle übernehmen.. Die Anderen sind nicht für meine Gefühle verantwortlich; letztlich bin ich das selbst. Wenn ich den Anderen die Verantwortung übertrage, dann gebe ich ihnen viel Macht - und sehe mich selbst als Opfer.  Das bringt mich aber kein Stück weiter -  der andere hat es vielleicht gar nicht so gemeint....